Alles für den Handball: Großartig, dass es uns gibt

Alles für den Handball: Großartig, dass es uns gibt

20.01.2025

Sie ist taub und Teil des Teams der Handball-Frauennationalmannschaft der Gehörlosen. Und sie spielt nicht nur, sondern gibt auch viel neben dem Spielfeld für die Mannschaft – die Rede ist hier von der dreißigjährigen Virginia Rode.

Handball ist ihr Leben

Sie begann ihre Handballkarriere im Alter von zehn Jahren bei Blau Weiß Hildesheim. Sie suchte sich bewusst eine Mannschaftssportart aus, denn sie wollte nicht als Einzelkämpferin ran. Mut zugesprochen bekam sie von ihrem Opa, der lange in einer polnischen Oberliga gespielt hatte. Ab der C-Jugend durchlief sie dann fast alle Jugendteams. Zwischendurch wechselte sie mal den Verein und kehrte dann doch wieder zu Blau Weiß zurück. Aufgrund ihres Abiturs zog sie nach Essen und schloss sich in der Nachbarstadt Oberhausen dem Traditionsverein RWO an. Dort spielte Virginia Rode bei den 2. Damen. Aus dem Ruhrgebiet zog es sie weiter Richtung Hannover, wo sie für Handball Hannover in der Regionsliga auflief. Weiter zog es sie nach Bielefeld, wo die Handballerin sich im Basketball und Futsal ausprobierte. Sie hatte bereits einen Lehrgang für die Gehörlosen Basketball Nationalmannschaft in Berlin mitgemacht. Doch der Handballsport ließ sie nicht los. Sie traf zufällig die ebenfalls gehörlose Maike Plogmann. Beide suchten nach einer Möglichkeit, Gehörlosenhandball auszuüben. Nach einem Gespräch mit der Bundestrainerin Christiane Weber wurden beide in die Nationalmannschaft berufen. Zurzeit spielt Virginia für Blau-Weiß Hildesheim und bereitet sich auf den nächsten Lehrgang der Deafgirls vor.

Sie ist happy, dabei zu sein. Virginia Rode meint voller Freude: „Ich freue mich so sehr, zum Team gehören zu dürfen. Spannend finde ich es, hier ein Team von Anfang an mit aufzubauen, von Anfang an dabei zu sein. Das erste Treffen in Haßloch war sehr herzlich und von einem tollen Miteinander geprägt. Für alle ist es neu, ohne Hörhilfen, also taub auf der Platte zu stehen. Es muss eine andere Form der Kommunikation gefunden werden, denn nur wenige beherrschen die Gebärdensprache. Alle müssen aber mitgenommen werden. Mir persönlich ist beim ersten Lehrgang aufgefallen, dass man noch aufmerksamer ist, noch genauer beobachten muss. Aber das klappte ja in der sehr kurzen Zeit, die wir hatten, sehr gut.“

Sie wünscht sich so sehr, bei der Heim-WM dabei zu sein und dort eine Medaille zu gewinnen. Denn dann ist das Team nicht nur auf Spenden angewiesen, sondern wird auch offiziell gefördert. Sie hofft, dass die gute Stimmung im gesamten Team, angefangen bei den Spielerinnen, dem Staff-Team, den Köchen und weiteren Unterstützern so bleibt und diese Mannschaft eine längerfristige Perspektive hat.

Und Virginia Rode ist auch neben dem Spielfeld mit großem Engagement für die Deafgirls dabei. Sie produziert u. A. gemeinsam mit ihrer Spielerkollegin Mareike Runge kleine Videos, unterlegt sie mit Worten und stellt alles mit der Gebärdensprache dar. Jeder kann alles verstehen. Außerdem vertrat sie gemeinsam mit anderen ihr Team an einem Stand beim Deutschland-Cup in Kassel und Hannover und durfte dort Medaillen vor vielen hundert Zuschauern überreichen.

Der Deutschland-Cup ist ein Sichtungsturnier des DHB für festgelegte Jahrgänge. Dort spielen die besten Landesauswahlmannschaften gegeneinander und ermitteln einen Sieger.