„Tokio soll das nächste Highlight werden“

„Tokio soll das nächste Highlight werden“

12.03.2025

Noch liegen einige Monate bis zum ersten Spiel bei den Deaflympics mit der Gehörlosen-Nationalmannschaft bevor. Jörg Tomaschewski macht kein Geheimnis daraus, dass er schon heute auf das nächste sportliche Großereignis hinfiebert.

„Das ist einfach nochmal eine Stufe höher als eine EM oder WM“, sagte der dreifache Familienvater. Die Spiele in Tokio sollen für den gebürtigen Schleswig-Holsteiner aus Neumünster nicht nur ein weiterer Höhepunkt, sondern zugleich ein Schlusspunkt während seiner Zeit in der Nationalmannschaft sein. Dabei hat Tomaschewski ein großes Ziel. Erstmals soll Gegner Kroatien im Finale in der Neuauflage des Deaflympic-Finales von 2021 das Nachsehen haben. Denn mit den Jungs vom Balkan hat die deutsche Mannschaft und somit auch Tomaschewski noch eine offene Rechnung. „Seit ich bei der Nationalmannschaft bin, konnten wir sie im Finale der Deaflympics in Brasilien, der WM in Kopenhagen und bei der EM in Frankenthal nicht schlagen. Jetzt ist die Zeit reif, dass wir sie bezwingen können“, meinte der 41 Jahre alte Justizvollzugsbeamte.

Drei Silbermedaillen hat Tomaschewski in seiner Vitrine liegen, deshalb wünscht er sich im November (15. - 26.11.2025), wenn der nächste Höhepunkt in der japanischen Metropole folgt, dass endlich Gold folgen wird. „Tokio soll das nächste Highlight werden“, verspricht der Norddeutsche, der als Spielmacher in seinem Team vorangehen möchte. „Wir haben gerade bei der WM und EM gezeigt, wie nah wir an den Kroaten waren. Deshalb sollte jetzt der große Wurf gelingen“, meinte Tomaschewski.

Er ist nicht der einzige Spieler seines Vereins SG Wift Neumünster. Auch Sønke Petersen hofft auf eine Nominierung und sein Ex-Trainer Roland Knöchel gehört als Teammanager ohnehin zum Staff des Deutschen Gehörlosen-Sportverbandes (DGSV).

Die Mission Gold – die deutsche Gehörlosen-Handballnational­­mannschaft auf dem Weg nach Tokio.

Der Mission Gold überlässt Tomaschewski nichts dem Zufall. Dafür wird er diesmal mehr in seine individuelle Vorbereitung investieren. „Wir müssen diesmal alle topfit nach Tokio reisen, wenn wir unsere Chance nutzen wollen“. Neben dem Vereinstraining will der Top-Torschütze des Teams, der bei allen bisherigen Turnieren immer wieder als „Player of the Match“ ausgezeichnet wurde, zusätzliche Einheiten im Fitnessstudio absolvieren, um bei seinem letzten internationalen Großereignis sich von der besten Seite zu zeigen. Denn nach Tokio ist für ihn Schluss. „Ich bin in einem Alter, wo es auch reicht, um den jüngeren Spielern Platz zu machen“, erzählt Tomaschewski. Es soll auch ein Signal des Generationswechsels sein, nachdem einige etablierte Akteure ebenso ein Karriereende in Erwägung ziehen werden. „Ich bin mir nicht bange, es gibt genug jüngere Spieler, die vielleicht noch etwas Zeit brauchen, doch sie können es schaffen“.

Dabei gilt der Mann mit der langen Mähne als Spätstarter bei den Gehörlosen. Erst kurz vor den Deaflympics 2021 fand er den Weg und den Kontakt zu Bundestrainer Alexander Zimpelmann, nachdem er zuvor von seinem Mitspieler Sønke Petersen davon erfahren habe. Tomaschewski ist nicht taub, sondern seit der Geburt hochgradig schwerhörig und ermöglicht sich mit Hörersatzhilfen die Kommunikation. Auf diese muss er während der Spiele vollständig verzichten. „Das war am Anfang nicht so einfach, doch im Laufe der Jahre verständigen wir uns auch mit Zeichen oder ich gehe auch mal an die Seitenlinie und hole mir die taktischen Anweisungen“, meinte Tomaschewski. Er ist auch der Dreh- und Angelpunkt der Mannschaft und zugleich der verlängerte Arm des Trainerteams auf dem Spielfeld.

Text
Jochen Willner

Bildbeschreibung
Jörg Tomaschewski gibt vollen Einsatz für die Nationalmannschaft; Foto: DGSV – Schöler & Schneid