22.05.2023
Am vergangenen Samstagabend kam es im Rahmen des Lehrgangs der DGSV-Handballer zu einem Benefizspiel zwischen den Allstars des pfälzischen Handballs und den Deafboys. Eine Begegnung der besonderen Art.
Der Pfälzische Handballverband (PfHV) lebt Inklusion. Der Fachverband setzt zugleich ein deutliches Zeichen in der Integration im Handball auf vielfältiger Weise. Sie sind zwischenzeitlich Partner der Deutschen Gehörlosen-Nationalmannschaft, die sich gerade im ehemaligen Landesleistungszentrum in der Pfalzhalle in Haßloch auf den nächsten Höhepunkt, die erstmalige Teilnahme bei der Handballweltmeisterschaft der Gehörlosen vom 1. bis 15. Juli 2023 in Kopenhagen, vorbereitet.
Die Pfalzhalle wird in Kürze offiziell Bundesstützpunkt des Deutschen Gehörlosensportverbandes (DGSV). Dazu unterstützt das PfHV-Präsidium ebenso wie der Olympiastützpunkt Rhein-Neckar die weitere Förderung des Handballsports der Gehörlosen. Ein Novum im deutschen Handball. So kam es am Samstagabend im Rahmen des Lehrgangs zu einem Benefizspiel zwischen den Allstars des pfälzischen Handballs und den Deafboys, wie die hörgeschädigten Sportler spätestens seit dem Gewinn der Silbermedaille bei den Deaflympics in Caxias do Sul genannt werden. Nach 60 Minuten setzten sich die Allstars mit 29:27 (16:15) durch und revanchierten sich für die Niederlage vor fünf Jahren, als sie in Schifferstadt aufeinandertrafen.
Minuten vor dem Abpfiff und auch lange danach standen die Zuschauer und applaudierten beiden Mannschaften. Die pfälzische Handball-Familie zeigte Solidarität, aber auch ein starkes Miteinander. „Wir Handballer sind eine Familie, egal ob jemand gehörlos ist oder nicht, wir sind füreinander da. Wir haben kein großes Geld, aber wir haben eine Halle und eine Infrastruktur, sodass wir etwas bewegen können“, sagte Präsident Ulf Meyhöfer.
Noch hängt die Plakette Bundesstützpunkt nicht am Eingang der Pfalzhalle. Frank Nowottny, der Direktor Filialvertrieb der BB Bank übergab als Starthilfe an die Deutsche Gehörlosen-Nationalmannschaft zur weiteren Förderung einen Scheck über 4500 Euro.
Die Partie vor über 300 Zuschauern wurde zu einer Begegnung der besonderen Art. Ehemalige Größen im pfälzischen Handball wie die beiden Ex-Kapitäne des Handball-Zweitligisten Eulen Ludwigshafen, Uli Spettmann und Gunnar Dietrich sowie Michael Pfeil, der Held von Amorbach, aber auch Peter de Hooge (TuS 04 Kaiserslautern-Dansenberg) bis hin zu Franz Lenz (TV Hochdorf), mit 61 Jahren der Älteste im Kreis der von Klaus Bethäuser, dem ehemaligen Lehrwart im PfHV betreuten Auswahl, stellten sich in den Dienst der guten Sache. „Eigentlich durfte ich ja kein Handball mehr spielen, aber für solch eine gute Sache, habe ich nochmals auf die Zähne gebissen“, meinte Pfeil. Auch für ihn war es eine Partie mit Gänsehautfeeling. Erstmals stand er mit seinem Sohn Leonard (24), der zuletzt bei der TSG Haßloch spielte, in einer Mannschaft. „Als ich meine Karriere beendet hatte, war mein Sohn vier Jahre alt. Und heute durften wir zusammenspielen“, meinte Pfeil.
Auch Henning Fritz, der einstige Weltklasse-Torhüter und Weltmeister von 2007 ließ es sich nicht nehmen, als Coach der Allstars dabei zu sein. „Ich bin beeindruckt, wie sich die Mannschaft im Laufe der Jahre entwickelt hat. Es ist schön zu sehen, welch ein Miteinander im Handball, unabhängig von gesundheitlichen Einschränkungen, gelebt wird“, so Fritz. Der 48-Jährige unterhielt sich nach der Partie mit den drei gehörlosen Torhütern Silas Schumacher, Moritz Klein und Gero Gertenbach und gab ihnen so manchen Tipp mit auf den Weg.
Dagegen zeigte sich Bundestrainer Alexander Zimpelmann zusammen mit seinem Co-Trainer Jan Willner und Torwartcoach Sven Labitzke nicht ganz zufrieden mit dem Auftritt. „Die Mannschaft hat nach dem letzten Lehrgang einen großen Schritt nach vorne gemacht, das Abwehrsystem Fünf-Eins verinnerlicht, doch der letzte Wille zum gegnerischen Tor hat uns noch gefehlt“, sagte Zimpelmann. Der Feinschliff vor der Abreise nach Kopenhagen, wo die Mannschaft in der Vorrunde auf Kenia, Dänemark und Serbien treffen wird, soll beim Abschlusslehrgang in drei Wochen in Hollenstedt (Niedersachsen) erfolgen.
Text: Jochen Willner, Foto: Roland Knöchel / DGSV-Handball