29.12.2023
Als Torwart bestritt Tim Carstens 47 Länderspiele, stand bei 4 Deaflympics, 4 Europameisterschaften und beim Dänemark-Cup auf dem Spielfeld. Und das auch äußerst erfolgreich mit 1 × Silber, 5 × Bronze und einem 2. Platz beim Turnier in Dänemark.
Heute würdigen wir die Karriere von Tim Carstens. Tim wurde bereits im Rahmen eines Testspiels gegen Hollenstedt im Juni 2023 offiziell verabschiedet und ihm für seine Zeit und seinen Einsatz für die Gehörlosen Handball-Nationalmannschaft gedankt.
Tim kommt aus einer Handball-Familie. Bekanntestes Familienmitglied dürfte sein ältester Bruder Frank Carstens sein, der aktuell als Trainer beim Bundesligist HSG Wetzlar aktiv ist. Als einziger Gehörloser in seiner Familie – und auch zuletzt bei den Deafboys – hat er eine Besonderheit auf und neben dem Spielfeld. Wenn man mit ihm kommunizieren möchte, sind für ihn Gebärdensprache und Gestik sehr wichtig, um zu verstehen.
Sein 1. Länderspiel bestritt Tim im Jahr 2004 gegen Dänemark. Damals war er noch einer von vielen Gehörlosen. Spieler mit Hörhilfe stellten zu der Zeit die Minderheit dar. Das wandelte sich mit der Zeit, die er auch miterlebt hat und was es für ihn schwieriger machte. Doch er blieb professionell und bot sich an, sobald er im Tor gebraucht wurde.
Am Anfang seiner Zeit als Nationaltorwart teilte er den Posten mit Frank Schimanski und später mit Hendrik Mitschke. Vor den Deaflympics 2022 in Caxias do Sul kamen zwei neue Torhüter zur Mannschaft hinzu, die gemeinsam mit Tim um die zwei freien Plätzen auf der Torwartposition gekämpft hatten. Tim hatte den Sprung in den Deaflympics-Kader nicht mehr geschafft. Kurze Zeit später entschied er aufgrund seines Alters und seiner körperlichen Verfassung, nicht mehr den Konkurrenzkampf anzunehmen und damit in den Handball-Ruhestand zu gehen. Somit war das Spiel um Platz 3 gegen Kroatien bei den Deaflympics in Samsun (Türkei) im Jahr 2017 sein letztes Handballspiel für die Nationalmannschaft.
Wenn man Tim in Gesprächen nach dem Moment in seiner langen Torwartkarriere fragt, wird es neben seinen Paraden sicher das Tor im Spiel um Bronze bei den Deaflympics in Taipeh (Taiwan) sein, als er den Ball über das gesamte Spielfeld und den gegnerischen Torhüter hinweg ins leere Tor warf. Anschließend durfte er sich zurecht von seinen Teamkollegen feiern lassen.
Nicht viele Handballer haben in der Gehörlosen Handball-Nationalmannschaft so eine lange Zeit und erfolgreiche Podiumsplätze vorzuweisen. Tim, nochmal vielen Dank für deinen Einsatz bei den Deafboys und alles Gute für deine Zukunft!
Bildbeschreibung: Deaflympics 2009 in Taipeh. Torwart Tim Carstens bei einem 7-Meter im Spiel um Platz 3 gegen die Türkei (Foto: Archiv DGSV).