04.04.2024
„Wir wollen alle Spiele gewinnen, das ist unser großes Ziel“, sagt Bundestrainer Alexander Zimpelmann. So blickt auch er mit großer Freude und Erwartung auf die vom 05. – 11. Mai 2024 stattfindende Heim-EM in Frankenthal (Pfalz).
Über den Stand der EM-Vorbereitung sprach Johannes Weber mit Bundestrainer Alexander Zimpelmann.
Alex, da Dich vielleicht nicht alle kennen, stelle Dich doch bitte mal kurz vor?
Ich bin 53 Jahre jung, verheiratet, habe eine Tochter. Schon von klein auf bin ich im Handball unterwegs. Meine Spielerlaufbahn habe ich mit 38 Jahren beendet, ehe ich mich ganz auf meine Trainerlaufbahn konzentriert habe. Derzeit liegt mein Hauptaugenmerk bei den #deafboys und zusätzlich gehe ich noch Aufgaben als Auswahltrainer im Pfälzischen Handballverband (PfHV) nach.
Wie bist Du zu Deiner Aufgabe als Bundestrainer gekommen?
Durch viele Freunde hatte ich schon länger Kontakt mit dem Deutschen Gehörlosensportverband (DGSV) und habe die Entwicklung im Handball beobachtet. Da nach den Deaflympics in Samsun der Umbruch anstand, hatte man mich gefragt, ob ich mir diese Aufgabe zutraue. So übernahm ich im November 2017 das Amt des Bundestrainers.
Der Anfang war sicherlich nicht einfach?
Mit gerade zwölf Spielern war der Start im ersten Lehrgang nicht so einfach, dennoch gelang es uns über die Jahre hinweg, weitere Jungs für den Gehörlosenhandball zu finden und auch den Neustart einzuleiten. Das scheint dem Trainerteam über die Jahre hinweg auch gut gelungen zu sein, was sich auch mit den beiden Silbermedaillen bei den Deaflympics 2021 in Brasilien als auch bei der WM 2023 in Dänemark bestätigt hat.
Wie viele Spieler umfasst der derzeitige Kader?
Aktuell beläuft sich der Kader auf 22 Spieler und wir sind weiterhin bemüht, talentierte Spieler, die auch die Voraussetzung einer Hörbehinderung erfüllen, in die Mannschaft zu integrieren. Nach den Deaflympics im kommenden Jahr in Tokio steht wieder ein personeller Umbruch bevor, deshalb bemühen wir uns weiterhin talentierte und hörgeschädigte Handballer in unser Team zu integrieren. Dazu gehört aber, dass wir in der Öffentlichkeit bekannter werden und auch Vereinstrainer uns solche Talente melden.
Wie bereitet Ihr Euch auf die Heim-EM vor?
Wir haben im März in Haßloch einen ersten Vorbereitungslehrgang absolviert. Das Team war zu dem Zeitpunkt athletisch und technisch / taktisch schon in einer entsprechenden Verfassung, sodass wir mit einem guten Gefühl den nächsten gemeinsamen Lehrgang vor der EM angehen können.
Wann findet dieser statt und welche Schwerpunkte sollen gesetzt werden?
Wir treffen uns in dieser Woche zum nächsten Lehrgang in Rotenburg an der Fulda. Es sind fast alle, für die EM vornominierten Jungs an Bord. Lediglich Torwart Silas Schumacher von der HSG Delmenhorst ist diesmal verhindert, dazu müssen wir auch auf unsere beiden verletzten Rechtsaußen Joshua Hild und Simon Schöller verzichten. Mit Daniel Kinnback haben wir deshalb einen erfahrenen Spieler reaktiviert, dazu soll Tony Eberhardt zeigen, dass er ins EM-Aufgebot möchte. Beide Spieler spielen in ihren Vereinen auf Rechtsaußen, aber ich könnte mir da auch alternativ einen abwehrstarken Rechtshänder mit Gegenstoßqualitäten vorstellen. Besonderen Schwerpunkt beim kommenden Lehrgang liegt in der Verbesserung des Zusammenspiels in Abwehr und Angriff sowie im Tempogegenstoß.
Wie schätzt Du die Gegner ein?
Die Mannschaft von Frankreich kenne ich noch nicht gut. Sie waren in den letzten Turnieren nicht qualifiziert und hatten in der letzten Zeit keine Spiele absolviert. Im allgemeinen Spielbetrieb der Vereine ist der Gehörlosen-Handball in Frankreich aber viel weiter als wir in Deutschland. Dort gibt es dreimal so viele Spieler, als bei uns und mein Gefühl sagt, dass sich dort etwas Großes entwickeln wird. Serbien hat eine erfahrene Mannschaft, die sich nie aufgibt. Sie sind zwar schon etwas in die Jahre gekommen, aber alles Kämpfernaturen und sie sind nicht zu unterschätzen. Kroatien ist der klare Favorit. Sie sind amtierende Olympiasieger sowie Weltmeister und stellen aktuell die besten Einzelspieler. In beiden Finales mussten wir uns gegen Kroatien geschlagen geben. Das wollen wir diesmal verhindern.
Was erwartest Du bei der EM von der Mannschaft?
Wir müssen uns auf jeden kommenden Gegner optimal vorbereiten und sollten möglichst alle Spiele gewinnen. Das große Ziel ist der EM-Titel. Deshalb ist das Erreichen des Endspiels für uns schon fast Pflicht, denn wir wollen uns auch für die Deaflympics 2025 nachhaltig empfehlen.
Dazu hoffe ich, dass uns viele Zuschauer bei der EM unterstützen. Mit dem Teamspirit und der Unterstützung aller Fans in Deutschland, werden wir hoffentlich von einer Welle getragen und schaffen ein kleines Wunder.
Quelle
Gehörlosen Handball Europameisterschaft
Jochen Willner, Presse / Medien
Bildbeschreibung
Bundestrainer Alexander Zimpelmann in einer Auszeit beim Testspiel gegen die Pfalzauslese im Rahmen des Lehrgangs Anfang März in Haßloch (Pfalz). Foto: Jo Kaut / DGSV-Handball